Ein Schloss für die Kultur: Wie aus Vision, Widerstand und Brettern das Tempelhofer Luftschloss wurde
- Crimson Sunday
- 5 days ago
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Am Rande der ehemaligen Landebahnen, dort wo einst Flugzeuge ihre Runden drehten, erhebt sich heute ein Theater, das wie kein zweites für kulturelle Beharrlichkeit und kreative Träume in Berlin steht: das Luftschloss auf dem Tempelhofer Feld. Es ist ein Ort, an dem Sommernächte von Theaterklängen erfüllt sind – und in dem am 2. September 2025 das Berliner Musikprojekt Crimson Sunday die Bühne übernehmen wird, um das Feld in ein klanggewaltiges Erlebnis zu verwandeln.

Ein leerer Ort wird Bühne für große Träume
Thomas Sutter, ein Theatermacher mit jahrzehntelanger Bühnenerfahrung, hätte sich früher kaum träumen lassen, dass das Tempelhofer Feld einmal sein Zuhause werden würde. Zu leer, zu karg erschien ihm diese riesige Fläche einst. Doch als die Pandemie 2021 die Theaterwelt in den Stillstand zwang, fand Sutter mit seiner Truppe ins Freie – direkt auf die Straße, zu den Menschen. Ein Zufall wollte es, dass er während eines Auftritts auf einen alten Weggefährten traf, der ihm von einer offenen Ausschreibung des Senats erzählte: Ein Theater auf dem Feld wurde gesucht. Für Sutter war klar: „Das mach ich!“
Doch wo Visionäre auftauchen, regt sich oft Skepsis. Als Sutter sein Konzept für ein offenes Amphitheater mit Café, Werkstätten und einer mobilen Struktur präsentierte, erntete er zunächst Kopfschütteln und Ablehnung. Zu groß, zu mutig, zu viel. Die Berliner Bürokratie zeigte ihr bleischweres Gesicht – fast hätte Sutter das Projekt an der Behördenfront begraben.

Der lange Atem der Idealisten
Gerettet wurde das Projekt von zwei beherzten Unterstützerinnen der Bürgerinitiative 100 % Tempelhofer Feld – ausgerechnet von jenen, die sonst jeden Nagel im Boden kritisch beäugen. Sie sahen in Sutters Vision keinen Vorboten der Bebauung, sondern eine Erweiterung des kulturellen Freiraums. Gemeinsam mit dem engagierten Tischlermeister Mathias Link und Jugendlichen der Knobelsdorff-Schule entstand aus Brettern, Idealismus und einer Förderung von 150.000 Euro durch den Kultursenat ein Ort, der heute Kultstatus genießt.
Doch das Luftschloss ist kein dauerhaft verankerter Bau – jedes Jahr muss es neu errichtet, bespielt und wieder abgebaut werden. Ein kostspieliger Kraftakt, der jedes Mal rund 80.000 Euro verschlingt. Und trotz 41.000 Besucherinnen und Besuchern allein im Jahr 2024 bleibt das Projekt auf wackeligen finanziellen Beinen – Eintrittspreise um die 15 Euro lassen wenig Spielraum. „Wir leben nicht vom Glanz, sondern vom Engagement“, sagt Sutter.
Ein Programm zwischen Poesie, Protest und Pop
Was das Luftschloss besonders macht, ist seine Vielstimmigkeit: Von Kindertheater bis Kabarett, von Flamenco bis Improvisation, von japanischen Klängen bis Berliner Liedermacherei – hier darf Kunst atmen, sich entfalten und überraschen. Es ist eine Bühne, die offen ist für Neues und Altes, für kleine Produktionen wie große Visionen.
Und genau deshalb passt der Auftritt von Crimson Sunday am 2. September 2025 wie ein Puzzlestück ins Gesamtbild. Die Berliner Band, bekannt für ihre poetischen Texte, atmosphärischen Sounds und leidenschaftlichen Liveauftritte, bringt ihre Musik dorthin, wo die Stadt in den Himmel übergeht. Unter freiem Himmel, eingerahmt von der Weite des Feldes, treffen urbane Klänge auf eine Bühne, die aus dem Stoff gemacht ist, aus dem Berliner Träume sind.

Ein Schloss aus Holz und Hoffnung
Ob das Luftschloss jemals dauerhaft bestehen darf, steht weiter in den Sternen. Die Verwaltung pocht noch immer auf Regeln, die wenig Spielraum für langfristige Perspektiven lassen. Doch Sutter kämpft weiter, stellt Anträge, entwirft neue Pläne – darunter zuletzt sogar ein flugzeugförmiger Theaterbau mit Flügeln und einem „Passagierraum“. Ein charmant-visionärer Entwurf, der selbst skeptische Feldschützer zum Staunen brachte.
So ist das Luftschloss mehr als ein Theater – es ist ein Statement. Gegen Bürokratie, für Kultur. Gegen Bräsigkeit, für Leidenschaft. Und wenn am 2. September 2025 Crimson Sunday die Bühne betritt, wird es einmal mehr lebendig: das Märchen vom Theater, das sich nicht unterkriegen lässt.
Weitere Infos & Hintergründe
Wer mehr über den langen Weg vom Plan zur Bühne erfahren will, findet einen ausführlichen Hintergrundartikel in der Berliner Zeitung.
Tickets, Programm und weitere Details zum Konzert von Crimson Sunday am 2. September 2025 gibt es auf der offiziellen Website des Theaters:
